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Lucia di Lammermoor
Staatstheater Nürnberg

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“Es ist verblüffend und schlüssig, wie hier der Belcanto ins Heute geholt wird. (…) Dass alles nie aufgesetzt oder nur konzeptionell verfremdet wirkt, liegt an der hohen theatralen Qualität und immensen Intensität des Abends. Ilaria Lanzino arbeitet minuziös, und doch ist nichts nur choreografiert. Jede Szene entwickelt sich vollkommen natürlich, jede Geste, jeder Blick, jedes Detail stimmt.  (…) Dieser «Luca di Lammermoor» hat das Zeug zur Kult-Aufführung – die Ovationen am Ende sprechen Bände und viel mehr noch die hustenfreie Stille davor.“

Die Opernwelt

“Ungewöhnlich wie fesselnd. (…)Eindrucksvoll wie gut dieses Konzept zu Donizetti passt, wie perfekt es umgesetzt ist, wie beklemmend die eigentlich absurde Romanze wird. 

Selbst die viertelstündige Todesszene am Schluss, die fast immer unfreiwillig komisch wirkt, hat Ilaria Lanzino im Griff.

Insgesamt ein gründlich entstaubter zum prallen Leben erweckten Donizetti auf der Höhe unserer gesellschaftlichen Debatte.”

Bayerischer Rundfunk

“Donizettis populärste Oper als Geschichte über ein schwules Outing?  (…) Das Phänomenale ist, das geht auf. Ilaria Lanzino beweist das in Nürnberg mit einer bestechenden Inszenierung. Was dazu kommt: die Regie ist hoch theatralisch, hoch musikalisch und so schauspielhaft intensiv gestaltet, dass man glaubt, man ist nebenan auf der Schauspielbühne (…)

Das Stück wird durch die Eingriffe nie verfälscht .Opern-Orthodoxe mögen aufstöhnen: Ja, dafür sind Eingriffe nötig. Doch die sind minimal inversiv, meist wird die weibliche Wortform durch die männliche ersetzt. Am stärksten betrifft es die Tenor-Rolle des Arturo, im Original Lucias Zwangsgatte und Tenor. In Nürnberg tritt Mezzosopranistin Sara Šetar als Lucas verordnete Hetero-Partnerin auf. (…) alles geht auf. Verblüffend ist das, in manchen Neubewertungen bestechend – die gespannte Stille im Premierenpublikum spricht Bände. Alle emotionalen Kraftfelder, alle Figurenkonstellationen bleiben erhalten. Das Stück wird nie verfälscht oder krampfig zurechtgebogen. Man verfolgt tatsächlich eine ins Heute geholte Intensivierung und Übersteigerung der Donizetti-Oper. Was auch daran liegt, dass die Aufführung eine hohe theatrale Qualität hat. (…) Ilaria Lanzino muss eine immense, das Gesangspersonal restlos überzeugende Motivationsarbeit geleistet haben. Es ist eine jener Produktionen, die das Gefühl geben: Es läuft von allein. Weil alle ums Wohl und Wehe ihrer Figuren wissen, darum, welche Gesten und Blicke gerade erforderlich sind.  Wie überhaupt Regisseurin Ilaria Lanzino immer wieder Satirisches und feine Komik platziert, auch metrosexuelle Choreografien (Valentí Rocamora i Torà) – die Fallhöhe ist dadurch nur umso größer. Lucas und Edgardos Geschichte endet schließlich als Romeo-und-Julia-Tragödie. Was das heißt, davon sollte man sich per Fahrt nach Nürnberg selbst überzeugen”

 

Markus Thiel

München Merkur

”Ilaria Lanzino hat Donizettis Oper mit einer bewundernswerten inneren Konsequenz aus der Ecke der romantischen Schauerballade geholt und einen Weg gefunden, die zugrunde liegenden Vorstellungen von Weiblichkeit und Wahnsinn von der Hysterie weg in ein zeitgemäßes Psychogramm einer verpönten Beziehung zu transferieren, ohne dem Stoff Gewalt anzutun. (…) Wie Lanzino im Programmheft sagt, fließen in ihre Arbeit „meine eigene Erfahrung sowie die von vielen Menschen ein, denen ich persönlich begegnen durfte oder über die ich recherchiert habe“. Das ist in den sorgsam ausgearbeiteten Szenen spürbar, und das hebt dieses „Lucia“-Experiment über die vielen übergestülpten Psychiatrie- und Irrenhaus-Szenarien hinaus, die Donizettis Oper in den letzten Dezennien über sich ergehen lassen musste.Ilaria Lanzino hat in Nürnberg eine gewagte, tief reflektierte und trotz aller Eingriffe mit dem Werk respektvoll umgehende Inszenierung auf die Bühne gebracht, die Donizettis Meisteroper radikal im Horizont aktueller gesellschaftlicher Debatten verortet. So gestaltet ist die Belcanto-Oper nicht aus der Zeit gefallen, sondern zeigt in der Befreiung aus dem Korsett ihrer Epoche Relevanz jenseits der schönen Töne. Ähnlich muss Lanzino in Poznań vorgegangen sein: Für ihre Inszenierung von Stanislaw Moniuszkos Opernfragment „Jawnuta“ erhielt sie am 9. November den International Opera Award in der Kategorie Wiederentdeckung.“

Online Merker

 "Lucia di Lammermoor" wird gay: Regisseurin wagt in Nürnberg originelle Variante des Opernklassikers. (…) Doch die italienische Regisseurin Ilaria Lanzino hat nicht die von Scotts Erfolgsroman "The Bride of Lammermoor" inspirierte schottische Schauerromantik im Sinn. Nein, Lanzino geht der Frage nach, warum die Titelfigur den Verstand verliert und zur Mörderin wird. Ihre Antwort verändert dieses Werk in einem entscheidenden Punkt: Sie macht aus der schottischen Adelstochter Lucia den jungen Mann Luca und damit eine Hosenrolle für die Sopranistin Andromahi Raptis (…) Wenn man das Libretto in den im Opernhaus gezeigten Übertiteln mitliest, staunt man, wie sehr das die originale Liebe von Lucia und Arturo nicht nur abwertende, sondern regelrecht verdammende Vokabular auf die heutige Ausdrucksweise von Gegnern queerer Lebensweise und Gegnern der LGBTQ*-Community passt. In dieser Atmosphäre aus Niedertracht und Hetze wird Luca und Edgardo kein Privatleben, kein intimer Schutzraum gegönnt, Ilaria Lanzino skizziert überzeugend das Porträt einer Gesellschaft, die allem, was sie als fremd und damit als sie gefährdend empfindet, die Luft abdrücken will. (…) Diese szenische Sensibilität findet ihre Entsprechung in der Musik. (…) Insgesamt gelingt dieser fast einhellig mit Applaus bedachten (ganz wenige Buhs gegen die Regie) "Lucia di Lammermoor" eine sehr heutige und in der Tragik unterdrückter Lebensentwürfe leider zeitlos aktuelle Perspektive auf einen Klassiker des Repertoires.

Nürnberger Nachrichten

“Ilaria Lanzino inszeniert mit „Tatort“-Präzision (…) Lanzino vergaß bei ihrer schwulen Tragödie von Luca und Edgardo also nicht den objektivierenden Funken Empathie für jene, die in den Fesseln ihrer toxischen Heteronormativität die Katastrophe heraufbeschwören. Diese Romeo-und Julius-Variante funktionierte klar und plausibel. Die Intrige aufgefangener Briefe ersetzte Lanzino, die sich genau mit vielen tagesaktuellen Problemen queerer Communities auseinandersetzt, durch eine Gewaltattacke aus der Familie gegen Edgardo. Diesem klaut man – drastisch ausgespielter Fall von antischwuler Gewalt – das Smartphone und bläut Luca dann mit Fake Messages den vermeintlichen Treuebruch ihres Lovers ein. Alles nachvollziehbar wie in einem guten „Tatort“. Anstelle eines Anfalls von Wahnsinn phantasiert Luca ihre schwule Hochzeit im Kreis ihrer queeren Freund*innen (Choreographie: Valentí Rocamora i Torà). Edgardo ersticht sich nicht selbst, sondern wird brutal erstochen. (…) Lanzino entwickelt Mitgefühl sogar für den queer-feindlichen Priester Raimondo (erst knurrig, dann schnurrig: Nicolai Karnolsky), wertet die von der Regie oft vernachlässigte Alisa zur Solidarkomplizin Luc(i)as auf (voll gut: Anna Bychkova) und macht Donizettis Erzschurken Normanno zum Schwulenhasser (profilierte Leistung: Joohoon Jang). Die Liebesszenen bis zum angedeuteten Blowjob sind unverkrampfter als in queeraffinen Soaps. Andromahi Raptis bewegt sich mit einer Natürlichkeit und selbstverständlichen Emotionalität so, als sei sie auf der Bühne schon oft ein grundsympathischer junger Mann gewesen. (…) Lautstarker Applaus”

Neue Musik Zeitung

“Endlich wird sich in der Nürnberger Oper mal ein bisschen mehr getraut: In der Inszenierung von Ilaria Lanzino wird aus Lucia Luca, aus der hetero eine queere Beziehung (…) Regisseurin Ilaria Lanzino macht in ihrer mittlerweile dritten Inszenierung an der Oper am Staatstheater Nürnberg aus Lucia nun Luca, eine Figur, die man im gegebenen Kontext sowohl als trans als auch cis Mann, oder sogar als nicht-binär lesen kann (im Folgenden werden für Luca er/ihm Pronomen verwendet). Luca liebt Edgardo, was in den Augen der versteiften, konservativen Gesellschaft, die Luca umgibt, natürlich überhaupt nicht geht. So eine Liebe sei „abscheulich“ und „krank“. Luca soll also eine Frau heiraten – aus Arturo wird Emilia gemacht. Diese Änderungen haben auch eine Konsequenz für das Ende, denn dem Liebespaar wird durch einen Gewaltakt Enricos das Happily Ever After verwehrt. (…) Nicolai Karnolsky spielt den Priester Raimondo, der zwar erst im Dienste Enricos ganze Überzeugungsarbeit an Luca leistet, sich in Lanzinos Fassung am Ende jedoch auf die Seite des queeren Paares schlägt – und dafür prompt seines Amtes enthoben wird. Ein nettes Detail, das gleichzeitig Kritik an der Kirche und ihrer Haltung gegenüber Queerness aufgreift. Ein weiteres solches gelingt der Regisseurin, indem sie den gewalttätigen Tod einer trans Frau auf die Bühne holt und damit an die zahlreichen Opfer von Gewalt gegenüber trans Menschen erinnert. (…) Glücklicherweise scheut sich Lanzino nicht, die Liebe zwischen Luca und Edgardo explizit zu machen und hält sich nicht mit scheuen Blicken oder verhaltenen Berührungen auf, die nur andeuten, wie sehr sie sich mögen: Die beiden Hauptcharaktere dürfen sich glücklich küssen und zeigen ihre Zuneigung auch körperlich. (…) Für das Genre Oper ist diese Neuschreibung von „Lucia di Lammermoor“ vermutlich ein großer Schritt, und es kann nur zu Mut aufgerufen werden, denn da geht bestimmt noch mehr. Lanzino und ihr Team haben schon mal gut vorgelegt.”

MAGAZIN.STUDIERENDE.FAU 

“Nach ihren spannenden Nürnberger Regiearbeiten «Der Liebestrank» und «Talestri» war es klar, dass es der inzwischen an grossen Häusern gastierenden Italienerin Ilaria Lanzino nicht um Skandalisierung ging, sondern um gesellschaftliche Anliegen (…) Trotzdem und aufgrund der sensiblen wie klaren Figurenzeichnung wirkt die Romeo-und Julius-Variante in Lanzinos Inszenierung nicht gegen den Strich gebürstet. In Lucas Zimmer schwören sich die queere gute Partie und der nicht minder passionierte Edgardo ewige Liebe. Die Intrige aufgefangener Briefe ersetzte Lanzino, die sich genau mit möglichst vielen tagesaktuellen Positionen auseinandergesetzt hat, durch eine Gewaltattacke aus der Familie gegen Edgardo. Diesem klaut man – drastisch ausgespielter Fall von anti-schwuler Gewalt – das Smartphone und bläut Luca dann mit Fake Messages den vermeintlichen Treuebruch ihres Lovers ein. Alles nachvollziehbar wie in einem guten «Tatort». (…) 

Das hätte auch schief gehen können, wäre Lanzino nicht eine Könnerin der Personenregie und psychologischen Strategie. Die Liebesszenen bis zum angedeuteten Blowjob sind selbstverständlicher und unverkrampfter als in queer-affinen Soaps. Von Seite der Sängerin und jener der Regie gehören ganz viel Sensibilität für dieses plausible wie spannende Resultat. Schliesslich galt es, Andromahi Raptis zum Verzicht auf die fraulichen Attitüden in dieser  Paradepartie jeder Sängerinnenkarriere zu bewegen.

Das gelang. Das belcanteske Psychogramm dieses «Luca» stimmt, sitzt und blitzt, auch, wenn hier keine sich konventionell in Szene setzende Routine-Diva leidet. Der Schlussbeifall war so stark und nachdrücklich wie bei jeder geglückten Belcanto-Premiere.”

Mannschaft Magazin

”traurig, rührend, herzzerreißend.”

Orpheus magazin

“Neu inszeniert? Man könnte auch, mit einem modischen Wort aus den 70er Jahren, schreiben: neu befragen – denn Ilaria Lanzino hat, wie vielleicht nur sie es im Moment vermag, die Geschichte gleichsam umgestellt, um sie vom sog. Romantischen Kopf des 19. Jahrhunderts auf die Beine der Gegenwart zu stellen. (…) Regisseurin und ihren Protagonisten gelingt es, zunächst einmal eine spannende und bewegende Geschichte zu erzählen. (…) Die tragische Geschichte Lucas und Edgardos und Emilias, der geschädigten Dritten, sieht gerade so aus, als habe Donizettis Librettist Salvatore Cammarano nichts anderes geschrieben als eben jene Geschichte über die asoziale Verurteilung von Liebesbindungen, die, ginge es mit rechten Dingen zu, keiner Verurteilung unterliegen sollten. Die Statistik, die im Programmheft erläutert wird, spricht leider eine andere Sprache – und bestätigt viele Details und Ideen der Neuinterpretation, die im Grunde nichts anderes macht, als das alte Stück für uns auch szenisch-inhaltlich so zu präsentieren, dass das Ferne plötzlich ganz nah ist (…) Und seltsam: innerhalb der Inszenierung funktioniert diese die ursprüngliche Dramaturgie doch arg störende Einlage plötzlich sehr gut. Denn Lucia / Luca zeigt in seinem letzten Auftritt nicht die bekannten Anzeichen des Wahnsinns, sondern macht aus der Vision einer Hochzeit mit dem Geliebten die pure Realität und äußerst seine Fröhlichkeit, nicht seine Dissoziation, im freundlichen Wettstreit mit dem Glasharmonikaspieler.. Einwände gegen die Umwidmung auch dieser Szene gelten nicht, denn die Musik passt, wenn man sich einmal von der Idee verabschiedet hat, dass der Text wichtiger sei als der musikalische Ausdruck, ganz hervorragend. (…) auch hier stimmt jedes Wort mit dem Auftritt des Mannes, der sich als Frau fühlt, bis zur letzten Fingerregung überein; man lese nur den Text. Hinzuerfunden wurde allerdings der Männertrupp, der Spaß daran hat, den Menschen zu töten. Wie gesagt: die Aufführung übersetzt die romantisch scheinende Szene in eine Handlung, die jenen Worten eingeschrieben ist: symbolisch verschlüsselt und gerade deshalb der Realität der Tat, also des Urvätermords, die das Trauma der Erzählenden bewirkte, durchaus bewusst. Nur, dass die Tat hier keine vergangene, sondern eine immer wiederkehrende ist: Schwule werden täglich verletzt, gedemütigt, beleidigt, ermordet. Wer behauptet, dass dies nicht das Thema von Donizettis und Cammaranos „Lucia di Lammermoor“ ist, mag recht haben. Wer nach dem gemeinsamen Urgrund innerfamiliären Terrors fragt, dürfte mit der Lesart keine Schwierigkeiten haben. Der Hinweis auf die Westside Story, in deren Nürnberger Inszenierung Andromahi Raptis einst die Maria spielte, ist leicht ironisch, aber dramaturgisch zutreffend.

Der Opernfreund

“Es gibt schöne Inszenierungsideen. Etwa wenn ein tanzendes Halbdutzend von Lucas Party-Kumpan(inn)en dessen Koloraturenkaskaden in famose Gesten und Bewegungsmuster übersetzt. Oder den Einfall, das ganze Geschehen quasi als Theater auf dem Theater spielen zu lassen. Der fast dauerpräsente und fidel choreografierte Chor sitzt als Voyeurphalanx mit Opernglas und Fotoapparat bewaffnet rund um die zentrale Eheliegstatt. Na klar, letztlich läuft doch alles auf die Frage hinaus: Wer landet bei wem im Bett? Folgerichtig ist auch in der Wahnsinnszene keine Spur von geistiger Verrückung zu spüren, sondern nur Lucas markerschütternde Verzweiflung darüber, einen Lebensbund mit einem ungeliebten Menschen einzugehen zu müssen. Dabei überrascht die Nürnberger Oper mit einer besonderen musikalischen Note: Wie von Donizetti ursprünglich vorgesehen, übernimmt ein Glasharfinist, der mit seinem Instrument auf der Bühne präsent ist, den üblicherweise von einer Harfe gespielten Part. Die Liebe ist eben zerbrechlich wie Glas und will ebenso sensitiv behandelt werden wie der Instrumentalist über die angefeuchteten Glasränder streicht.”

Opern.News

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“Eine beeindruckende Inszenierung von großer theatralischer Schönheit, mit raffiniert gestalteten Gruppenszenen, präzisen schauspielerischen Aufgaben für die Choristen und interessant skizzierten Charakteren für die Hauptdarsteller.”

Tygodnik Angora

„Diese mutige Inszenierung beweist die unendlichen Möglichkeiten, die sich aus nicht-traditionellen Theaterspielstätten ergeben können. (…) Die Regie von Ilaria Lanzino (aus Pisa, Anfang dreißig und bereits an zahlreichen Produktionen beteiligt)verweigert das tröstliche Ende und setzt Jawnuta an den Rand eines Gleises, das sich in den Off verliert, so dass klar wird, welche Station der Ankunftsort ist. Wir befinden uns in den 1940er Jahren, die Vernichtungslager sind voll ausgelastet, die Züge sind die, die in den Tod in den Nazilagern führen. Die stilisierte Gaskammer (ein einfacher beleuchteter Quader) beseitigt jeden Zweifel daran, dass es kein Verständnis und keine Versöhnung geben kann, wie es das Originalwerk vorgaukelt.  Der Epilog wird unweigerlich tragisch: Der Tod des jungen Zigeunermädchens, das vom Vater ihres Geliebten dafür bestraft wird, dass es den "Sprung" in die bürgerliche Gesellschaft gewagt hat, ist ein Einfall, der das Original "verrät", aber die Züge der Notwendigkeit annimmt. Die dramaturgische Diskrepanz zwischen Text und theatralischem Ergebnis ist beträchtlich, auch weil Moniuszkos Musik kaum je in solch raue Situationen und Temperaturen ausweicht. (…) [Lanzino] ist in das lebendige Fleisch Dramas eingetaucht, und hat es dahin gebracht, wohin die Musik von Moniuszko und der Originaltext objektiv nicht gelangen konnten.

Classic Voice

“Das wichtigste Element dieser besonderen Produktion ist jedoch die Regie (…) Der große Vorteil von Lanzinos Regie liegt nicht nur in der innovativen, aber dennoch kohärenten Sicht auf den Inhalt der Aufführung, sondern auch in der großen Aufmerksamkeit für deren visuelle Ebene. (…) In Lanzinos Interpretation gab es für jedes dieser Elemente einen Ort und eine Anwendung, und keines von ihnen war ein Wert an sich. (…) äußerst bunt, schön und berührend”

Kultura Poznan

“Ein berührendes Mahnmal über die verlorene Geschichte der Roma”

International Opera Magazin

“Ilaria Lanzino hat eine hervorragende, zeitgemäße und berührende Inszenierung geschaffen. (…) Im Pavillon der Internationalen Messe Poznań wurde eine schockierende, zeitgenössische Geschichte über die Beziehungen zwischen zwei Gemeinschaften, den Roma und den Polen, dargestellt. Anhand der jüngsten Geschichte wurde das Schicksal einer ethnischen Gruppe aufgezeigt und wie schwierig Versöhnung und Verständigung sind, wenn selbst Liebe Abneigung und Hass nicht überwinden kann. Dieses Projekt ist ein Gewinn, denn es ist in vielerlei Hinsicht aufschlussreich (…) Es war äußerst riskant, Moniuszkos Musik mit zeitgenössischen Roma-Kompositionen zu kombinieren (…) Emotionen und ein klares dramaturgisches Konzept sind die Stärke der Poznań-Premiere. Die Abkehr von einer schematischen, banalen Geschichte, um das turbulente Schicksal der Roma zu zeigen, hat eine Dimension, die nicht nur sentimental ist, sondern auch darauf abzielt, ein ehrliches Gespräch über das Leben von zwei Gemeinschaften nebeneinander zu führen. In diesen Geschichten gibt es keine Falschheit, keinen Zuckerguss oder Fondant. Mit Ehrlichkeit und Mut. (…) Jawnuta ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie man mit der Vergangenheit spielt, um über die jüngste, schmerzhafte Geschichte und die Gegenwart zu sprechen. Möge sie bald in die Messehalle in Poznań zurückkehren, denn für Opernliebhaber ist diese Produktion ein Muss“

Kulturalny Cham

“Ilaria Lanzinos Darstellung der Roma geht weit über das ausgelöschte Schicksal einer ausgelöschten Kultur, Geschichte oder Sprache hinaus. Die Liebe von Chicha und Stach reflektiert wie ein Spiegel die menschliche Dunkelheit (…) Ilaria Lanzino wendet sich an die Unterdrückten, ohne zu zögern (…).  Wir verachten, weil man es uns beigebracht hat, weil wir uns selbst auf ein Podest gestellt haben. Wir fahren weiter, wir schauen nicht zur Seite. Ohne Chicha, ohne Jawnuta, die zu Symbolen für alle von der Gesellschaft Ausgeschlossenen werden”

E-Teatr.PL

“Die jüngste Premiere des Großen Theaters in Poznan hat bewiesen, dass die Tradition das Bedürfnis nach Veränderung in sich trägt und durch sie ihre neue Bedeutung zu enthüllen sucht. Inszeniert wurde es von Ilaria Lanzino, einer italienischen Regisseurin, die für ihre unkonventionellen und innovativen Inszenierungen bekannt ist. (…) Am 16. Dezember dieses Jahres haben wir auf der gastfreundlichen Internationalen Messe in Poznań in Halle 1 gehört und gesehen, was nicht nur Augen und Ohren, sondern vor allem die Herzen öffnet, die lieben können, und die, denen dieses Bewusstsein fremd oder gleichgültig erscheint. "Jawnuta" des Großen Theaters in Poznań ist eine Veranstaltung, die den Erwartungen entspricht, die in den zeitgenössischen Polen, Roma, Europäern... schlummern, aber erst das Zusammentreffen ihrer Gefühle auf einer Bühne schafft einen Dialog. Manchmal ist es Stille, ein anderes Mal ein Schrei an der Schwelle zum Gesang. Aber es ist immer ein Überschreiten einer Schwelle, die einmal eine Grenze war. (…) In Jawnuta werden Drama und Dramaturgie zu Liebhabern füreinander, zu einem Weg und einem Wegweiser, die sich weigern, ohne einander zu existieren. Das ist die Rolle der sozial engagierten Kunst. Dies ist die Aufgabe der Künstler, die mit ihrem Schaffen vergessene oder neue kulturelle Zusammenhänge aufspüren und entdecken. “

Nasz Glos

”Ein ungewöhnlicher, unbedingt sehenswerter Opernabend (…) Eine eindringliche Bearbeitung. Moniuszkos „Jawnuta“ bedient, wie viele andere literarische oder musiktheatrale Werke des 19. Jahrhunderts über das „Zigeuner“-Leben, romantisierende und folkloristische Klischees. Damit räumt Ilaria Lanzino in ihrer Inszenierung am Teatr Wielki Poznań gründlich auf. Sie zeigt weder Idyll noch Happy End: Stachs Vater ermordet Chicha wegen der Verbindung zu seinem Sohn. Die Regisseurin, die in Poznań 2021 bereits Moniuszkos „Straszny Dwór“ („Das Gespensterschloss“) modernisierte und für ihr Konzept den Europäischen Opernregie-Preis gewann, verknüpft die ursprüngliche Handlung mit dem historischen Leidensweg der Roma-Minderheiten und entwirft eindringliche Tableaus von Flucht und Vertreibung, kulminierend in der Deportation nach Auschwitz (…) Eine bewegenden Klage, die in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft mündet“

Orpheus Magazine

Talestri - Königin der Amazonen
Staatstheater Nürnberg 2022/2023

 

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“Die (feministische) Ebene kommt humorvoll und mit ausdrucksvoller Körpersprache sehr natürlich herüber(…)
Das Zusammenspiel zwischen Musik und Szene, eine ganz ausdrucksvolle Körpersprache von Allen, die starken Farbkontrasten tragen den Abend über drei Stunden sehr eindrucksvoll“

Deutschlandfunk

”„Talestri — Königin der Amazonen“ ist am Staatstheater Nürnberg als wirkungsmächtiges Musiktheater zu erleben. (…) Von Anfang an begeistert Ilaria Lanzinos detaillierte und ausdifferenzierte Personenregie, die viel Bewegung auf die Bühne bringt und selbst die zahlreichen stummen Rollen von Amazonenkriegerinnen ausgestaltet. Dazu kreierte Ilaria Lanzino szenische Choreografien, die das kämpferische Wesen der Amazonen vermitteln. (…) Das Werk wird in der Nürnberger Produktion als höchst spannendes Stück Musiktheater geboten”

Concerti.de

“Mit sparsamer, dafür umso schärferer Symbolik kondensiert die Regisseurin Ilaria Lanzino darin die Geschichte Talestris (…) Eine abwechslungsreiche, lebendige, teilweise auch durchaus humorvolle Personenregie lässt das dramaturgisch nicht immer überzeugende Stück nachvollziehbar werden“

OPERN.NEWS

”Fantastisch: Da steht eine Frau in der Hauptrolle auf der Bühne, die die Oper selbst inszeniert hat – und sie macht es so bravourös, lippensynchron und einsatzbereit, dass wir geradezu körperlich erfahren, dass es der Frau ernst war, als sie das Stück inszenierte (und dass sie das sog. Handwerk so beherrschte wie einst Patrice Chéreau. (…) Eine körperbetonte, ästhetische inszenierung (…) Brutal – aber sublimiert in einer Bildsprache, die mit der Schönheit der Musik konform geht, ohne das Problem des Frauenmords zu verkleinern. 

 Wenn am Ende die Akteurinnen und Akteure dem Publikum jeweils ein rotes Schuhpaar buchstäblich vor die Nase halten, hat es (…) den Beigeschmack einer Wahrheit, die in der Talestri-Inszenierung hochästhetisch thematisiert wurde.

Starker Beifall für einen in Sachen Stück und Aufführende ungewöhlichen Abend.”

Der Opernfreund 

”Lanzino lädt den Stoff der Oper mit psychologischer Spannung auf und setzt als Tonspur zu düsterer Perkussion ein Vergewaltigungserlebnis als traumatisierte Erinnerung”

Nürnberger Nachrichten

”Ilaria Lanzino setzt in ihrer deutlichen Inszenierung Bezüge zur Gegenwart (…) Ilaria Lanzino und Wolfgang Katschner verwandeln Bizarrerie in psychologische Dynamik (…) . „Talestri“ ist in Nürnberg Oper mit Seelentönen und Abgründigkeit. Begeisterter Jubel.”

Orpheus Magazin

“Die Produktion ist in modernen und expressiven Posen choreografiert (…) großes, modernes Musiktheater”

BR Klassik

In Ilaria Lanzinos Inszenierung fasziniert die Antagonie von Talestri, Julia Grüter, und Tomiri, Eleonore Marguerre”

Süddeutsche Zeitung

“Ilaria Lanzino kehrt in einer intelligenten, aber nicht dogmatischen Inszenierung Perspektiven um und schafft Aktualitätsbezug”

Donau Kurier

“Bedeutungsschwanger und doch eindrucksvoll”

Die Deutsche Bühne

La Liberazione
Spielzeiteröffnung Theater an der Wien 2022/2023
Kammeroper

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"Überhaupt ist an diesem Abend Körperdynamik Trumpf: Regisseurin Ilaria Lanzino hat die rund 90 Minuten ebenso minutiös wie gefühlsstark choreografiert "

Wiener Zeitung

"Von der Regie ganz wunderbar umgedeutet (...) Das Publikum klatschte heftig”

Online Merker

"Die italienische Regisseurin Ilaria Lanzino legt das wie so viele Werke der Zeit auf Ariostos "Orlando furioso" basierende Stück dunkel und ernst an - auch wenn hie und da ein kleines Augenzwinkern wie in den Pop abgleitende Nymphen aufblitzt. Erinnert die Bühne anfangs noch an die farbgrellen Welten Achim Freyers, weicht die Farbe sukzessive und lässt einer kalten, technoiden Welt den Raum. Dafür wuselt es genau choreografiert wie selten."

Salzburger Nachrichten

”Simpel und wirkungsvoll

Die Presse

“Lanzino hat die Geschichte ganz geschickt umgedeutet”

Kronen Zeitung

”Ein Auftakt, der Lust auf mehr macht (…) Lanzino hat die Geschichte extrem choreografisch in Szene gesetzt” Bewertung: 5 Sterne

Kurier

 “Lanzino schöpft in der Tat aus dem Stil und Modell des Physical Theatre und arbeitet mit der Körpersprache und dem Platz der Körper auf der Bühne, um die Natur, das Motiv, die Gedanken und sogar die politische Neigung der Figuren auszudrücken. Besonders deutlich wird dies bei Melissa, deren gewalttätige und histrionische Gesten die Zerstörung der mit Alcina verbundenen Figuren und der Welt zum Ausdruck bringen.(…) Kurz gesagt, diese nachdenkliche und fesselnde Show entsteht aus einer Synergie zwischen Musik und Bühne, die den enthusiastischen Empfang des vollen Saals verdient und erhält.”

Olyrix

“Die Spielweise ist sehr körperlich und basiert auf „Physical Acting“, jenem auf Lecoq basierendem Bewegungstheater, das in kultureller Tradition der Commedia dell’Arte dem Körper den gleichen Wert beimisst wie dem Text. Mit einiger Präzision gelingt dies auch allen sehr probat”

tanz.at

Das Überraschende an der Inszenierung von Ilaria Lanzino und der Dramaturgie von Christian Schröder ist jedoch die Tatsache, dass sie sich entschieden gegen Melissa wendet, während sie dem Publikum die Versuchung nahelegt, Alcinas Schicksal zu bemitleiden. Dieser Eindruck wird zweifellos durch den Rückgriff auf das "physische Theater", eine Absicht, die in den Madrigalen und insbesondere im Finale brillant umgesetzt wird”

musicologie.org

Das Fliegende Klassenzimmer
Deutsche Oper am Rhein 2022/2023

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“Die lebhafte Regie von Ilaria Lanzino machte aus jenem Theaterstück namens „Das fliegende Klassenzimmer“, das die Freunde im Roman auf die Beine stellen, einen Film. Die latente Bedrohung der Jugend war vor 90 Jahren der aufziehende Nationalsozialismus und Weltkrieg, heute ist es die beginnende Klimakatastrophe. Das hat hier aber keinen erhobenen Zeigefinger, sondern viel Humor.”

“Ein erfrischend lebendiger Klassiker. Eine umjubelte Premiere. Der lang anhaltende Applaus am Schluss zeigt den großen Erfolg dieser Uraufführung.”

Rheinische Post

“Während Erich Kästner im aufkeimenden Nationalsozialismus die Sehnsucht nach Freiheit durch das Fliegen thematisierte, legt Ilaria Lanzino in seiner Inszenierung des Schulfilms den Fokus auf die Bedrohung unserer Zeit: Den Klimawandel. Da verdurstet ein Pharao in der ägyptischen Wüste, während einem Cocktail-schlürfenden Eisbär die Party-Stimmung vergeht, als ihm die Scholle unter dem Hintern schmilzt. (…) Die Oper bleibt auch noch 90 Jahren nach der Entstehung des Buches dem Kern des Fliegenden Klassenzimmers treu und zeigt in Duisburg eine zeitlos gültige Parabel der Freundschaft”

WDR 3

“Vulkanisch gut! (…) Auf berührende Weise erzählen Lanzino (Regie) und Güner (Bühne/Kostüme) in dieser neuen Oper von alten Werten: von Freundschaft und Verantwortung, von Gerechtigkeit, die nicht nach dem Buchstaben geht, sondern nach dem Menschen fragt.”

WAZ 

“Eine sehr unterhaltsame Vorstellung (…) Diese Filmentwicklung, eine Modernisierung der Theateraufführung aus der Buchvorlage, bildet in dieser Produktion einen gewissen roten Faden. Die Schüler fliegen mit ihrem Klassenzimmer zu den verschiedensten Orten der Welt und stellen fest, dass beispielsweise ein Vulkan ausbricht und alles unter seiner Lavamasse begräbt. In der Wüste ist auch der letzte Tropfen Wasser verschwunden und ein Überleben ist dort nicht mehr möglich. Auch der Eisbär kann in der nördlichen Polarregion nicht mehr überleben, da seine Eisscholle schmilzt und der Wasserspiegel ständig ansteigt. All dies macht den Schülern Angst, so dass sie ihre Botschaft „Stoppt Klimawandel – Sonst sind wir alle tot“ mit diesem Film zum Ausdruck bringen. Ein wichtiges Thema, welches auf diese Art und Weise geschickt in die Oper integriert wurde, ohne die eigentliche Geschichte zu sehr zu verändern und ohne mit dem erhobenen Zeigefinger daherzukommen. Dennoch verwendet Regisseurin Ilaria Lanzino in diesem Zusammenhang durchaus eindringliche Bilder, die in ihrer Art der Darstellung zwar stets kinderfreundlich erzählt werden, insbesondere bei den Erwachsenen Zuschauern durchaus emotional wirken. Jungen wie älteren Zuschauer bei der Premiere brachten ihren Beifall für Darsteller und Kreativteam lautstark zum Ausdruck”

Der Opernfreund

“Ein Abenteuer der zeitlosen Art (…) die begeisterten Kinder im voll besetzten Theater feierten mit minutenlangem und sehr lautem Applaus.”

Rundschau Duisburg

Um Kinder und Jugendliche zu „packen“, sollte es im Theater möglichst bunt und lebendig zugehen. Gut beraten ist, wer viele authentische Anknüpfungspunkte an das alltägliche Leben junger Leute bietet. Im Regiekonzept von Ilaria Lanzino sowie in der Ausstattung und den Kostümen, die sich Emine Güner hat einfallen lassen, finden sich viele Elemente und Momente, die dieser Überlegung folgen. Schon in der ersten Szene pulst das Leben. Das Stück beginnt auf dem Pausenhof des Gymnasiums. Es wird gespielt und getollt, teilweise „mit harten Bandagen“. Ein Junge strapaziert unablässig seine Luftgitarre. Die unzertrennlichen Fünf, die ein Transparent mit der Aufschrift „Stoppt Klimawandel“ zeigen, haben Stress mit der Aufsicht führenden Lehrerin. Nicht minder bunt geht es danach in der Turnhalle und am stillgelegten Bahngleis zu.

Die mediale Welt, in der die Schüler leben, bekommt in der Inszenierung einen großen Stellenwert. Vor Publikum auf der Bühne wird ein Film von Dreharbeiten gezeigt, die vom Können der Schüler mit der Videotechnik und von ihren Inszenierungsfähigkeiten künden. Die Welt, wie sie sie sehen, ächzt bereits unter dem gravierenden Klimawandel. Die von Andreas Etter und Fabio Stoll entwickelten Videos zeigen, wie ein Vulkan ausbricht und das Leben der Inselbewohner bedroht. Wüsten breiten sich unter der wachsenden Trockenheit aus und steigern das Risiko von Menschen zu verdursten. Weil die Polkappen schmelzen, wird der Lebensraum für Eisbären knapp, steigt der Meeresspiegel mit üblen Folgen für die Menschheit. Das Fliegende Klassenzimmer erzählt mit emotionaler Wucht von Dingen, die auch fridays for futureumtreibt. Es spielt so mitten im Leben der Zielgruppe (…) einhelliger Beifall”

O-TON

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