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Herzog Blaubarts Burg
Pimpinone
Staatstheater Nürnberg 2021/2022

 

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" die 250 Zuschauer spenden Applaus, als wären sie zehn mal so viele, und hören damit gar nicht mehr auf. Berechtigt ist diese Freude allemal. So unterschiedlich die beiden Stücke auch sind - das eine ist ein lustiges barockes Zwischenspiel, das andere ein expressiver Geschlechterkampf von 1911 -, so eint sie doch das Thema. Kurz gesagt: das Scheitern einer Ehe, von Ilaria Lanzino erzählt als zwei Varianten des Erwachens weiblicher Selbstbestimmung. (...) Und zwar erst einmal mit großem Witz. Der reiche Pimpinone sucht eine Gefährtin, die ihm vor allem den Haushalt führt. Lanzino nimmt das sehr wörtlich, lässt Hans Gröning im Internet begeistert nach dem perfekten Haushaltsroboter forschen - bei dieser Suche tauchen kurz Nachrichten über den Feldherrn Tamerlano auf, zwischen die Akte der gleichnamigen Oper von Händel hatte Telemann einst seine lustige Auflockerung bei deren Uraufführung geschoben. Ein äußerst reizender Bote liefert dann Vespetta ins hübsch barock angedeutete Heim Pimpinones; sie benimmt sich wie ein barocker Bügelautomat, von dem sein Besitzer so begeistert ist, dass er ihn heiratet. Und dann erwacht Vespetta zum Leben, und die strahlende Maria Ladurner macht selbstbestimmt alle Haushaltshilfenpläne zunichte. (...) Für sich allein ist "Pimpinone" nicht mehr als ein hinreißend melodiöser Barockscherz. Aber es folgt ja die Dunkelseite eines Ehekriegs. Dafür werden der Dirigent (nun Johannes Rumstadt), die Musizierenden und das Bühnenbild ausgetauscht, und auch Lanzinos Inszenierstil verschiebt sich vom Konkreten ins eher Psychotische, was kurz irritiert, weil Blaubart und Judith nie Kontakt haben, in zwei Schlafzimmern hausen, aber bald durch die Präzision des Spiels von Aktion und Reaktion, auch über weite Distanz, eine Faszination gewinnt. Almerija Delic begeistert mit Expression, Jochen Kupfer mit einer souveränen Studie eines in sich verschlossenen Mannes, die beiden sind sehr zeitgenössisch, psychologisch wahr. Am Ende siegt Judith, verlässt dieses männliche Neurosenbündel, steht selbstbestimmt im Licht. Und dann bricht der Jubel los."

Süddeutsche Zeitung 

"Der Regisseurin Ilaria Lanzino gelang es, aus dem heiteren Intermezzo um die kluge, ja verschlagene Magd und den reichen, dummen Mann ein Kapital zu schlagen, das vom blutigen Gold des „Blaubart“ nicht weit entfernt ist – nur, dass die Konstellation hier noch zugunsten der Frau ins Burleske umzuschlagen vermag. Vespetta, dieses schlaue „Wespchen“, summt und rollt buchstäblich ins Leben Pimpinones hinein. Der, angestachelt von der TV-Werbung, möchte sein frauenloses Leben durch eine Haushaltshilfe erleichtern, die, so die These, nur als Arbeitsmaschine, also als weiblicher und nicht widersprechender Roboter, die Interessen des Mannes zu befriedigen vermag. 

So wird das barocke Maschinenwesen, ein Männertraum in Gold, ein „Weib“ mit leuchtenden Brustwarzen, ins Haus geliefert – und emanzipiert sich alsbald vom Mann, der Herr und Meister sein will, aber schon bald an den Tücken einer sich selbst entwickelnden KI scheitert. Pimpinones „realitätsferne Vorstellung von einer Beziehung“ rechnet nicht mit der Eigenständigkeit eines Wesens, das sich von der Puppe zur Autonomen entwickelt. Die „wilde Hummel“ entschnürt sich, schickt ihn dorthin zurück, wo sie einst herkam und lässt ihn verstummen. So nimmt sie Rache am jahrtausendealten Patriarchat. Das Lachen ist, auch wenn Pimpinone im Hummel-Duett zusammen mit der Widerspenstigen ein Lach-Duo anstimmt, auf ihrer Seite – doch nach dem Preis wird nicht gefragt. It‘s just a comedy – mit tiefem Sinn.

(...) Am Ende des „Blaubart“ wird nach eben diesem Preis gefragt. Wenn Judith, nicht schnell, aber deutlich genug, den Mann verlässt, der sich als beziehungsunfähig erwies, weint auch sie die Tränen, die in der sechsten Kammer verschlossen sind. Die drei Frauen, schwer verletzte Opfer des Mannes, haben sich schon vorher befreit, indem sie einfach gingen. Die Tragödie beginnt nicht mit Béla Balász‘ Prolog, sondern mit einem Gedicht von Else Lasker-Schüler: „Du hast ein dunkles Lied mit meinem Blut geschrieben…“ Balász‘ Text hat viel mit jenem Blut zu tun, das im zweiten Teil des Abends nicht allein in der Musik fließt. Lanzino inszenierte den „Seelenmythos“ (so der Librettist über sein Werk), in dem die Burg und ihre Kammern pure Gebäude einer verschlossenen Innerlichkeit sind. Betreten Judith und der Herzog den Raum, so betreten sie – getrennt – zwei gleichgebaute Schlafzimmer: nur, dass bei Blaubart ein warmes Licht den Raum erhellt und bei Judith das kalte Licht die blutigen Flecken an den grauen Wänden offenbart. Man weiß schon, wie es ausgeht, wenn Blaubart alle persönlichen Gegenstände, die sie in die Ehe mitbringt, beseitigt. Räumlich getrennt, sind sie doch verbunden: v.a. durch die Gewalt; agiert Blaubart links, so reagiert Judith rechts, als stünde er im Raum. Folter- und Waffenkammer: es sind Schläge und ein brutaler Geschlechtsverkehr. Schatzkammer und Garten: es ist ein Schmuckstück und eine Schwangerschaft – aber das Blut klebt am Hals wie auf dem Bauch. Wird endlich die Trennwand zwischen Mann und Frau beseitigt, hören wir also die grandiose – und erschütternde – Musik von Blaubarts Land, erscheint für einen kurzen Moment die Utopie einer Öffnung. Der Rest ist eine Befreiung, die keine sein kann: Judith geht, auch dieser Preis ist hoch, der Mann bleibt in seiner Finsternis zurück: ein Opfer seiner Psyche, aber auch ein Gewalttäter an den Frauen, deren Liebe er verriet.

So findet die Regie eine gerechte Sicht auf das Blaubart-Problem, das weder im Sinne einer bloßen Anklage noch einer billigen Entschuldigung erledigt werden kann"

Der Opernfreund

„Herzog Blaubarts Burg“ ohne die notorischen sieben Türen zu spielen ist nicht neu. Der jungen Regisseurin Ilaria Lanzino ist dazu aber etwas durchaus Triftiges eingefallen: So ist die erste und die letzte Tür die gleiche, das blumenbekränzte Portal, durch das Blaubart seine vierte Frau ins Haus gebracht hat. Wenn das Hochzeitsportal nach oben entschwunden ist, werden zwei identische Schlafzimmer sichtbar: Im linken, freundlichen, hellen agiert Blaubart, im rechten sieht Judith dasselbe in Grau. Da beide ganz normal miteinander agieren, wird klar: Beide sind im gleichen Raum, sie nehmen die Dinge nur anders wahr. Blaubart sieht die Welt durch die rosa Brille, wenn er seine Schätze vorführt. Zu seinem Blick gehört das, was er für Männlichkeit hält. Und ebenso konservativ ist sein Blick auf die Rolle seiner Ehefrau. Das zu entdecken, ist spannend für den Zuschauer."

Bernd Feuchtner bei infoklassik

"Lanzino beweist mit dem leichthändigem, perfekt aus der Musik entwickelten Spiel, dass sie viel Talent für die Aktualisierung komischer Stoffe hat."

Die Opernwelt

Das Fliegende Klassenzimmer
Deutsche Oper am Rhein 2022/2023

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“Die lebhafte Regie von Ilaria Lanzino machte aus jenem Theaterstück namens „Das fliegende Klassenzimmer“, das die Freunde im Roman auf die Beine stellen, einen Film. Die latente Bedrohung der Jugend war vor 90 Jahren der aufziehende Nationalsozialismus und Weltkrieg, heute ist es die beginnende Klimakatastrophe. Das hat hier aber keinen erhobenen Zeigefinger, sondern viel Humor.”

“Ein erfrischend lebendiger Klassiker. Eine umjubelte Premiere. Der lang anhaltende Applaus am Schluss zeigt den großen Erfolg dieser Uraufführung.”

Rheinische Post

“Während Erich Kästner im aufkeimenden Nationalsozialismus die Sehnsucht nach Freiheit durch das Fliegen thematisierte, legt Ilaria Lanzino in seiner Inszenierung des Schulfilms den Fokus auf die Bedrohung unserer Zeit: Den Klimawandel. Da verdurstet ein Pharao in der ägyptischen Wüste, während einem Cocktail-schlürfenden Eisbär die Party-Stimmung vergeht, als ihm die Scholle unter dem Hintern schmilzt. (…) Die Oper bleibt auch noch 90 Jahren nach der Entstehung des Buches dem Kern des Fliegenden Klassenzimmers treu und zeigt in Duisburg eine zeitlos gültige Parabel der Freundschaft”

WDR 3

“Vulkanisch gut! (…) Auf berührende Weise erzählen Lanzino (Regie) und Güner (Bühne/Kostüme) in dieser neuen Oper von alten Werten: von Freundschaft und Verantwortung, von Gerechtigkeit, die nicht nach dem Buchstaben geht, sondern nach dem Menschen fragt.”

WAZ 

“Eine sehr unterhaltsame Vorstellung (…) Diese Filmentwicklung, eine Modernisierung der Theateraufführung aus der Buchvorlage, bildet in dieser Produktion einen gewissen roten Faden. Die Schüler fliegen mit ihrem Klassenzimmer zu den verschiedensten Orten der Welt und stellen fest, dass beispielsweise ein Vulkan ausbricht und alles unter seiner Lavamasse begräbt. In der Wüste ist auch der letzte Tropfen Wasser verschwunden und ein Überleben ist dort nicht mehr möglich. Auch der Eisbär kann in der nördlichen Polarregion nicht mehr überleben, da seine Eisscholle schmilzt und der Wasserspiegel ständig ansteigt. All dies macht den Schülern Angst, so dass sie ihre Botschaft „Stoppt Klimawandel – Sonst sind wir alle tot“ mit diesem Film zum Ausdruck bringen. Ein wichtiges Thema, welches auf diese Art und Weise geschickt in die Oper integriert wurde, ohne die eigentliche Geschichte zu sehr zu verändern und ohne mit dem erhobenen Zeigefinger daherzukommen. Dennoch verwendet Regisseurin Ilaria Lanzino in diesem Zusammenhang durchaus eindringliche Bilder, die in ihrer Art der Darstellung zwar stets kinderfreundlich erzählt werden, insbesondere bei den Erwachsenen Zuschauern durchaus emotional wirken. Jungen wie älteren Zuschauer bei der Premiere brachten ihren Beifall für Darsteller und Kreativteam lautstark zum Ausdruck”

Der Opernfreund

“Ein Abenteuer der zeitlosen Art (…) die begeisterten Kinder im voll besetzten Theater feierten mit minutenlangem und sehr lautem Applaus.”

Rundschau Duisburg

Um Kinder und Jugendliche zu „packen“, sollte es im Theater möglichst bunt und lebendig zugehen. Gut beraten ist, wer viele authentische Anknüpfungspunkte an das alltägliche Leben junger Leute bietet. Im Regiekonzept von Ilaria Lanzino sowie in der Ausstattung und den Kostümen, die sich Emine Güner hat einfallen lassen, finden sich viele Elemente und Momente, die dieser Überlegung folgen. Schon in der ersten Szene pulst das Leben. Das Stück beginnt auf dem Pausenhof des Gymnasiums. Es wird gespielt und getollt, teilweise „mit harten Bandagen“. Ein Junge strapaziert unablässig seine Luftgitarre. Die unzertrennlichen Fünf, die ein Transparent mit der Aufschrift „Stoppt Klimawandel“ zeigen, haben Stress mit der Aufsicht führenden Lehrerin. Nicht minder bunt geht es danach in der Turnhalle und am stillgelegten Bahngleis zu.

Die mediale Welt, in der die Schüler leben, bekommt in der Inszenierung einen großen Stellenwert. Vor Publikum auf der Bühne wird ein Film von Dreharbeiten gezeigt, die vom Können der Schüler mit der Videotechnik und von ihren Inszenierungsfähigkeiten künden. Die Welt, wie sie sie sehen, ächzt bereits unter dem gravierenden Klimawandel. Die von Andreas Etter und Fabio Stoll entwickelten Videos zeigen, wie ein Vulkan ausbricht und das Leben der Inselbewohner bedroht. Wüsten breiten sich unter der wachsenden Trockenheit aus und steigern das Risiko von Menschen zu verdursten. Weil die Polkappen schmelzen, wird der Lebensraum für Eisbären knapp, steigt der Meeresspiegel mit üblen Folgen für die Menschheit. Das Fliegende Klassenzimmer erzählt mit emotionaler Wucht von Dingen, die auch fridays for futureumtreibt. Es spielt so mitten im Leben der Zielgruppe (…) einhelliger Beifall”

O-TON

Jawnuta - Roma Erzählungen
Teatr Wielki Poznan 2022/2023

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“Eine beeindruckende Inszenierung von großer theatralischer Schönheit, mit raffiniert gestalteten Gruppenszenen, präzisen schauspielerischen Aufgaben für die Choristen und interessant skizzierten Charakteren für die Hauptdarsteller.”

Tygodnik Angora

„Diese mutige Inszenierung beweist die unendlichen Möglichkeiten, die sich aus nicht-traditionellen Theaterspielstätten ergeben können. (…) Die Regie von Ilaria Lanzino (aus Pisa, Anfang dreißig und bereits an zahlreichen Produktionen beteiligt)verweigert das tröstliche Ende und setzt Jawnuta an den Rand eines Gleises, das sich in den Off verliert, so dass klar wird, welche Station der Ankunftsort ist. Wir befinden uns in den 1940er Jahren, die Vernichtungslager sind voll ausgelastet, die Züge sind die, die in den Tod in den Nazilagern führen. Die stilisierte Gaskammer (ein einfacher beleuchteter Quader) beseitigt jeden Zweifel daran, dass es kein Verständnis und keine Versöhnung geben kann, wie es das Originalwerk vorgaukelt.  Der Epilog wird unweigerlich tragisch: Der Tod des jungen Zigeunermädchens, das vom Vater ihres Geliebten dafür bestraft wird, dass es den "Sprung" in die bürgerliche Gesellschaft gewagt hat, ist ein Einfall, der das Original "verrät", aber die Züge der Notwendigkeit annimmt. Die dramaturgische Diskrepanz zwischen Text und theatralischem Ergebnis ist beträchtlich, auch weil Moniuszkos Musik kaum je in solch raue Situationen und Temperaturen ausweicht. (…) [Lanzino] ist in das lebendige Fleisch Dramas eingetaucht, und hat es dahin gebracht, wohin die Musik von Moniuszko und der Originaltext objektiv nicht gelangen konnten.

Classic Voice

“Das wichtigste Element dieser besonderen Produktion ist jedoch die Regie (…) Der große Vorteil von Lanzinos Regie liegt nicht nur in der innovativen, aber dennoch kohärenten Sicht auf den Inhalt der Aufführung, sondern auch in der großen Aufmerksamkeit für deren visuelle Ebene. (…) In Lanzinos Interpretation gab es für jedes dieser Elemente einen Ort und eine Anwendung, und keines von ihnen war ein Wert an sich. (…) äußerst bunt, schön und berührend”

Kultura Poznan

“Ein berührendes Mahnmal über die verlorene Geschichte der Roma”

International Opera Magazin

“Ilaria Lanzino hat eine hervorragende, zeitgemäße und berührende Inszenierung geschaffen. (…) Im Pavillon der Internationalen Messe Poznań wurde eine schockierende, zeitgenössische Geschichte über die Beziehungen zwischen zwei Gemeinschaften, den Roma und den Polen, dargestellt. Anhand der jüngsten Geschichte wurde das Schicksal einer ethnischen Gruppe aufgezeigt und wie schwierig Versöhnung und Verständigung sind, wenn selbst Liebe Abneigung und Hass nicht überwinden kann. Dieses Projekt ist ein Gewinn, denn es ist in vielerlei Hinsicht aufschlussreich (…) Es war äußerst riskant, Moniuszkos Musik mit zeitgenössischen Roma-Kompositionen zu kombinieren (…) Emotionen und ein klares dramaturgisches Konzept sind die Stärke der Poznań-Premiere. Die Abkehr von einer schematischen, banalen Geschichte, um das turbulente Schicksal der Roma zu zeigen, hat eine Dimension, die nicht nur sentimental ist, sondern auch darauf abzielt, ein ehrliches Gespräch über das Leben von zwei Gemeinschaften nebeneinander zu führen. In diesen Geschichten gibt es keine Falschheit, keinen Zuckerguss oder Fondant. Mit Ehrlichkeit und Mut. (…) Jawnuta ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie man mit der Vergangenheit spielt, um über die jüngste, schmerzhafte Geschichte und die Gegenwart zu sprechen. Möge sie bald in die Messehalle in Poznań zurückkehren, denn für Opernliebhaber ist diese Produktion ein Muss“

Kulturalny Cham

“Ilaria Lanzinos Darstellung der Roma geht weit über das ausgelöschte Schicksal einer ausgelöschten Kultur, Geschichte oder Sprache hinaus. Die Liebe von Chicha und Stach reflektiert wie ein Spiegel die menschliche Dunkelheit (…) Ilaria Lanzino wendet sich an die Unterdrückten, ohne zu zögern (…).  Wir verachten, weil man es uns beigebracht hat, weil wir uns selbst auf ein Podest gestellt haben. Wir fahren weiter, wir schauen nicht zur Seite. Ohne Chicha, ohne Jawnuta, die zu Symbolen für alle von der Gesellschaft Ausgeschlossenen werden”

E-Teatr.PL

“Die jüngste Premiere des Großen Theaters in Poznan hat bewiesen, dass die Tradition das Bedürfnis nach Veränderung in sich trägt und durch sie ihre neue Bedeutung zu enthüllen sucht. Inszeniert wurde es von Ilaria Lanzino, einer italienischen Regisseurin, die für ihre unkonventionellen und innovativen Inszenierungen bekannt ist. (…) Am 16. Dezember dieses Jahres haben wir auf der gastfreundlichen Internationalen Messe in Poznań in Halle 1 gehört und gesehen, was nicht nur Augen und Ohren, sondern vor allem die Herzen öffnet, die lieben können, und die, denen dieses Bewusstsein fremd oder gleichgültig erscheint. "Jawnuta" des Großen Theaters in Poznań ist eine Veranstaltung, die den Erwartungen entspricht, die in den zeitgenössischen Polen, Roma, Europäern... schlummern, aber erst das Zusammentreffen ihrer Gefühle auf einer Bühne schafft einen Dialog. Manchmal ist es Stille, ein anderes Mal ein Schrei an der Schwelle zum Gesang. Aber es ist immer ein Überschreiten einer Schwelle, die einmal eine Grenze war. (…) In Jawnuta werden Drama und Dramaturgie zu Liebhabern füreinander, zu einem Weg und einem Wegweiser, die sich weigern, ohne einander zu existieren. Das ist die Rolle der sozial engagierten Kunst. Dies ist die Aufgabe der Künstler, die mit ihrem Schaffen vergessene oder neue kulturelle Zusammenhänge aufspüren und entdecken. “

Nasz Glos

”Ein ungewöhnlicher, unbedingt sehenswerter Opernabend (…) Eine eindringliche Bearbeitung. Moniuszkos „Jawnuta“ bedient, wie viele andere literarische oder musiktheatrale Werke des 19. Jahrhunderts über das „Zigeuner“-Leben, romantisierende und folkloristische Klischees. Damit räumt Ilaria Lanzino in ihrer Inszenierung am Teatr Wielki Poznań gründlich auf. Sie zeigt weder Idyll noch Happy End: Stachs Vater ermordet Chicha wegen der Verbindung zu seinem Sohn. Die Regisseurin, die in Poznań 2021 bereits Moniuszkos „Straszny Dwór“ („Das Gespensterschloss“) modernisierte und für ihr Konzept den Europäischen Opernregie-Preis gewann, verknüpft die ursprüngliche Handlung mit dem historischen Leidensweg der Roma-Minderheiten und entwirft eindringliche Tableaus von Flucht und Vertreibung, kulminierend in der Deportation nach Auschwitz (…) Eine bewegenden Klage, die in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft mündet“

Orpheus Magazine






My Fair Lady
Aalto Theater Essen 2023/2024

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“Das neu gedeutete Musical „My Fair Lady“ am Essener Aalto-Theater unterhält bestens. Eliza lernt jetzt Deutsch für den Einbürgerungstest. Ilaria Lanzinos temporeiche und mit raffinierten Tanzeinlagen prunkende Inszenierung erzählt dabei eine neue Geschichte. 

Eigentlich geht es ja um das mit einer Wette verbundene Experiment, aus dem einfachen Londoner Blumenmädchen Eliza mittels Spracherziehung eine Lady zu machen. Ilaria Lanzino lässt die junge Frau nach Deutschland

kommen, wo sie eingebürgert werden will. Sie gerät an den rigorosen Phonetik-Professor Henry Higgins, der ihr hier nun keinen Jargon austreiben, sondern korrektes Deutsch beibringen soll. Der Clou der deutschsprachigen Produktion besteht in der Gegenüberstellung des nobel-nostalgischen Welt des im Morgenmantel auftretenden Professors und einem überfüllten, grauen Wartesaals einer deutschen Einwanderungsbehörde. (…) Beste Unterhaltung“

Ruhr Nachrichten

“Für beste Unterhaltung sorgt die zweite Premiere der aktuellen Spielzeit am Aalto-Musiktheater: Der Musical-Klassiker „My Fair Lady“ ist in einer Neuinszenierung von Ilaria Lanzino zu sehen - und darf uneingeschränkt als Empfehlung für Fans schwungvoller Töne und temporeicher Bühnenbilder genannt werden. Der Regisseurin Ilaria Lanzino gelingt es bestens, ihrer Essener Inszenierung einen ganz besonderen Reiz zu verleihen. Da gibt es zeitgemäße Anlehnungen, tanzende Buchstaben in einem Einwanderungsamt und eine moderne Eliza Doolittle, die bei der Premiere meisterhaft von der jungen Sopranistin Mercy Malieloa, seit 2022 Ensemblemitglied des Aalto Musiktheaters, dargestellt wurde“

Lokalkompass

“Am Aalto Theater in Essen gelingt eine amüsante Inszenierung von My Fair Lady mit migrantischen Einlassungen. (…)Weil Sprache den Zutritt zu einer Gesellschaft ermöglichen oder verwehren kann, gibt Ilaria Lanzino dem Musical-Klassiker My Fair Lady einen migrantischen Hintergrund. Die Regisseurin rückt ein Stück näher an die Sozialikritik von Bernhard Shaws Pigmalione heran. (…) Köstlich, dass Eliza nicht beim Pferderennen, sondern bei einer “Lohengrin”-Premiere in die feine Gesellschaft eingeführt wird: vermutlich in Bayreuth. Denn Angela Merkel ist auch dabei.”

Westfälischer Anzeiger

“Herkunft oder Sprache? Was bestimmt unseren Platz in der Gesellschaft? Der zentralen Frage des Stücks stellt die aus Pisa stammende Regisseurin Ilaria Lanzino, eine studierte Germanistin, in ihrer ersten Arbeit am Aalto aus heutiger Sicht neu: Sprache als lebendiges, wandelbares Phänomen im Aufeinandertreffen unterschiedlichster Kulturen. Bei ihr ist Eliza, die ihren Rollkoffer durchs Parkett bugsiert und um die Hilfe eines Besuchers bittet, diesen auf die Bühne zu hieven, eine portugiesischsprachige High-School-Absolventin aus Brasilien. Die ihr Londoner Studium mit Jobs finanzieren und nebenbei eine neue Sprache lernen muss: „Die Sprache macht den Menschen, die Herkunft macht es nicht“ weiß der Phonetik-Professor.

Was Robert Gilbert, der Alan Jay Lerners Text ins Deutsche übersetzte, ausreichend Gelegenheit bot, die Tücken unserer Sprache generell für alle Ausländer ironisch aufs Korn zu nehmen. Die trotz Handys mit ihren Lichtbögen an die 1950er Jahre erinnernde Bühne der türkischen Ausstatterin Emine Güner stellt Higgins‘ very britisches Arbeitszimmer der kalten Atmosphäre deutscher Amtsstuben und überfüllter Wartebereiche gegenüber. (…) Mit stehenden Ovationen gefeiert”

halloherne.de

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